Ravensberger Spinnerei
Industrie / Technik
Ravensberger Spinnerei

Die Stadt Bielefeld bildet heute mit ihren 328.000 Einwohnern das Zentrum Ostwestfalens. Schon in der Frühen Neuzeit waren Bielefeld und seine Umgebung für die Leinenweberei bekannt. Bielefelder Leinen wurde weltweit verkauft. Dieses Gewerbe spielte dann auch bei der Industrialisierung Bielefelds im 19. Jahrhundert eine führende Rolle, zahlreiche mechanisierte Spinnereien und Webereien wurden gegründet. Später entwickelten sich in der Stadt weitere Branchen wie der Maschinen- und Fahrzeugbau, die Lebensmittelindustrie und das graphische Gewerbe.

1854 gründete eine Gruppe von Bielefelder Unternehmern um Hermann Delius und August Wilhelm Kisker eine Aktiengesellschaft zur Herstellung von Flachsgarn, dem Ausgangsprodukt für Leinen. 1855 - 1857 wurde dazu die Ravensberger Spinnerei erbaut. Sie gehörte zu den größten ihrer Art in Europa. Die Fabrikgebäude im historisierenden Tudor-Stil entstanden nach Vorbildern in britischen Industriemetropolen wie Manchester oder Leeds. Langjähriger Betriebsleiter war der Techniker und Textilunternehmer Ferdinand Kaselowsky, der sich später auch an der Gründung der bekannten Bielefelder Nähmaschinen- und Fahrzeugfabrik Dürkopp beteiligte. Durch den einsetzenden Strukturwandel in der Textilindustrie ging die Produktion von Leinen in den 1960er Jahren immer mehr zurück, 1974 wurde die Spinnerei endgültig stillgelegt. Alle Gebäude sollten zugunsten autogerechter Straßen abgerissen werden, eine Initiative Bielefelder Bürger konnte das jedoch verhindern. Nach der Restaurierung sind hier heute die Volkshochschule und das Historische Museum der Stadt Bielefeld untergebracht. Der Fabrikkomplex liegt in einem großen, um 1900 angelegten Park, der zu Ehren der britischen Partnerstadt Bielefelds Rochdale-Park heißt.
(Aufnahme: August 2008)