Lüftergebäude
Industrie / Technik
Lüftergebäude

Die Belüftung (bergmännisch: Bewetterung) von Bergwerken ist eine überaus wichtige Aufgabe. Sie erfüllt zunächst den Zweck, den Bergleuten in den oft kilometerweit verzweigten Strecken frische Luft zuzuführen. Zugleich werden damit in Kohlebergwerken auch die sonst unzulässig hohen Temperaturen gesenkt, die bei 1.000 Metern bei rund 40° C liegen würden. Ein besonders wichtiger Aspekt ist aber die notwendige Verdünnung und Abführung von gefährlichem Grubengas, das aus der Kohle austritt und überwiegend aus Methan besteht.

Gemische von Methan und Luftsauerstoff sind bei bestimmten Anteilsverhältnissen hochexplosiv. Ein winziger Funke löst dann im Bergwerk ein verheerendes Unglück aus. Die Bergleute nennen daher explosive Grubengasgemische auch Schlagende Wetter. Sie verursachen die gefürchteten Schlagwetterexplosionen. Wird dabei zusätzlich Kohlenstaub aufgewirbelt, kann dieser selbst zu heftigen Explosionen führen. Auch schwer zu bekämpfende Grubenbrände können die Folge sein. In vielen Bergbaugebieten der Welt kam es immer wieder zu solchen Katastrophen. Sie haben unzählige Menschenleben gefordert. Im Ruhrgebiet gab es besonders hohe Opferzahlen nach den Schlagwetterunglücken auf der Zeche Radbod in Hamm (1908, 349 Tote), auf der Zeche Lothringen in Bochum (1912, 115 Tote) und auf der Schachtanlage Grimberg 3/4 (Bergwerk Monopol) in Bergkamen (1946, 405 Tote). Das verheerendste Bergwerksunglück Europas ereignete sich am 10. März 1906 in der Zeche Courrières in Nordfrankreich. 1.099 Bergleute kamen dabei ums Leben.
Die Aufnahme zeigt das heute noch erhaltene Lüftergebäude der Zeche Hannover direkt neben dem Schacht I. Er war zugleich Wetterschacht des Bergwerks. Die beiden Lüfter (in den grün lackierten Stahlblechgehäusen) zogen über einen unterirdischen Kanal verbrauchte Luft aus dem Schacht und damit aus dem gesamten Grubengebäude. Über die einziehenden Schächte II und V strömte Frischluft nach. Den Antrieb eines der Lüfterräder übernahm eine Dampfmaschine, der zweite Lüfter wurde von einem großen Elektromotor betrieben. Über die großen Schieber konnte der Wetterzug im Bergwerk reguliert werden.
(Aufnahme: Juli 2015)