Teergewinnung
Industrie / Technik
Teergewinnung

Zu den Nebenprodukten der Koks- und Leuchtgasherstellung gehört auch der Steinkohlenteer, eine schwarze, klebrige Masse mit einem charakteristischen Geruch. Er wurde anfangs von den Gasanstalten und Kokereien nur als lästiges Abfallprodukt betrachtet und oft in der Natur entsorgt.
Im Jahr 1834 entdeckte jedoch der Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge, der in Oranienburg in der dortigen Chemischen Produkten-Fabrik tätig war, im Steinkohlenteer zahlreiche neue Verbindungen wie Anilin und Phenol. Daraus entstand in wenigen Jahrzehnten ein überaus bedeutsamer Zweig der chemischen Industrie, die Teerfarbenherstellung. In einigen Industrieländern, vor allem aber in Deutschland, wurden Farbenfabriken gegründet, die oft Ausgangsbasis für weltweit tätige Chemieunternehmen wurden. Besonders bekannt waren:

  • Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. (Elberfeld, später Leverkusen und Uerdingen)
  • Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrication (AGFA, Berlin)
  • Badische Anilin- und Sodafabrik (BASF, Ludwigshafen)
  • Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning AG (Höchst am Main)
  • Farbenwerke Dr. E. ter Meer & Cie (Uerdingen)
  • Farbwerke Leopold Casella & Co. (Frankfurt-Fechenheim)
  • Chemische Fabrik Kalle & Co. (Wiesbaden-Biebrich)
  • Chemische Fabrik Griesheim-Elektron (Frankfurt-Griesheim)

1925 schlossen sich diese und weitere Unternehmen zur I.G. Farbenindustrie AG (kurz: IG Farben) zusammen, dem größten Chemiekonzern der Welt.
Das Foto zeigt einen Teil der Teerabscheidung auf der Weißen Seite der Kokerei Hansa.

(Aufnahme: Juli 2013)