Chemische Fabrik
Die Weiße Seite der Kokerei Zollverein besitzt vielseitige Einrichtungen einer chemischen Fabrik zur Gewinnung und Weiterverarbeitung von Nebenprodukten. Diese bilden wiederum die Grundstoffe für Arzneimittel, Lacke, Farben, Klebstoffe, Düngemittel, Kautschukprodukte, Kunststoffe, Schädlingsbekämpfungsmittel und tausende andere Produkte.
In Kokereien fallen auch große Mengen an Benzol an, dem einfachsten aromatischen Kohlenwasserstoff. Reines Benzol ist eine klare, leicht entzündliche und brennbare Flüssigkeit. In den 1920er Jahren begannen Bergbaugesellschaften daher, Benzol aus ihren Kokereien auch als Zusatz für Fahrzeugbenzin zu vermarkten.
Der dazu gegründete Benzol-Verband (BV) in Bochum führte das alte Bergbausymbol Schlägel und Eisen als Firmenzeichen. Der Kraftstoff mit Benzolanteil wurde vom BV ab 1924 unter der Markenbezeichnung ARAL angeboten, einer Abkürzung aus den Anfangsbuchstaben der chemischen Begriffe Aromaten (ringförmige Kohlenwasserstoffmoleküle) und Aliphate. Dieser Markenname blieb bis heute erhalten.
Heute werden Motorenkraftstoffe zwar meistens aus Erdöl hergestellt. Über den Weg der Kohlehydrierung nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren ist aber auch die Herstellung von Benzin oder Öl aus Kohle möglich. Diese Methode wurde vor und während des Zweiten Weltkriegs im nationalsozialistischen Deutschland gewählt, um sich von Erdölvorkommen, die es fast nur im Ausland gab, möglichst unabhängig zu machen.
(Aufnahme: August 2013)
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