Die Henrichshütte in Hattingen
Industrie / Technik
Die Henrichshütte in Hattingen

Ein Hauptgrund für das Entstehen des rheinisch-westfälischen Industriegebiets ist neben dem Vorkommen von Steinkohle auch die Verhüttung von Eisen und die Herstellung und Weiterverarbeitung von Stahl.
Eines der frühen Werke der Eisenverhüttung ist die Henrichshütte in Hattingen (Ruhr). Sie wurde im Jahr 1854 gegründet und nach dem Grafen Henrich zu Stolberg-Wernigerode (1772 - 1854) benannt. Die Henrichshütte wurde zu einem der traditionsreichsten Montanunternehmen an der Ruhr und war vor allem für die Herstellung von hochqualitativen Edelstählen bekannt.

Das Werk wurde im Zuge der Stahlkrise an Rhein und Ruhr ab 1987 trotz massiver Proteste der Arbeiterschaft und der Einwohner Hattingens schrittweise stillgelegt. Einer der Hochöfen wurde danach demontiert, in die Volksrepublik China verkauft und dort wieder aufgebaut. Ein anderer blieb nahezu vollständig erhalten und bildet heute den Kern eines sehr sehenswerten Museums des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL).
Das Foto bietet einen Gesamtblick über die noch vorhandene Anlage von Hochofen 3. Links stehen zwei Winderhitzer (Cowper-Türme). In ihnen wurde Luft mit Gas auf rund 1.300° C erhitzt und von unten in den Hochofen (in der Bildmitte) als Verbrennungsluft eingeblasen. Der Hochofen wurde von oben her abwechselnd mit Eisenerz, Hochofenkoks und Kalkstein (Zuschläge) beschickt. Der im Hochofen langsam verbrennende Koks lieferte die thermische Energie, um das Eisenerz zu schmelzen. Zugleich reduziert der Kohlenstoff des Kokses das Eisenoxyd im Erz zu Eisen, indem er den Sauerstoff an sich bindet. Roheisen bildet sich und sammelt sich bei rund 1.400° C in flüssigem Zustand im unteren Teil des Ofens. Der Kalk neutralisiert unerwünschte chemische Bestandteile des Erzes und bildet mit den nichtmetallischen Erzbestandteilen die Schlacke.

(Aufnahme: Juli 2015)